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Genug Sein….

ach, ist das schön…dieser Zustand

Im Sommer 2019 war ich auf einer Freitag–Demonstration. Viele unterschiedliche Menschen waren auf der Straße, eine lebendige Atmosphäre ging von uns aus und hüllte uns ein.
Ich mag diese Art von Stimmung.

Ein junger Mann ging umher und verschenkte Kräuter-Setzlinge. Ich bekam auch einen in die Hand gedrückt…und ohne zu überlegen, nahm ich ihn an.
In getränkter Watte steckte das zarte Ding. Ein Salbei-Baby.
„So, was tun?“ fragte ich mich, denn die Zeiten mit Balkon und vielen Pflanzen ist im Moment vorbei.
„Wegen so einem Setzling kauf ich doch jetzt nicht einen 10-Liter Beutel Erde“, dachte ich…
Nach ein paar Tagen im Wasser fing der Kleine an schlappzumachen…das ging gar nicht.
Unterwegs in der Töngesgasse, wegen einer anderen Angelegenheit, fiel mir das Geschäft
„Samen-Andreas“ ins Auge. Ja klar.
Ich ging hinein und trug mein Anliegen vor und tatsächlich, das Wunder geschah: Der Angestellte verschwand im „Hinterzimmer“ und erschien mit dem oben abgebildeten Töpfchen, voll mit „Pflanzenbaby-Erde“ und sprach auf meine Frage hin: „64 Cent.“
Das sind die Erlebnisse, die ich so gerne kurz und bündig mit „Hammer“ beschreibe.
Ich war so beglückt, es war mir selber etwas schleierhaft warum ich so fühlte.
Später wurde es mir etwas klarer, was da in mir geschah:
Erstmal lief durch diese Erfahrung mein Kopfkino – ich bekomme nicht das, was ich brauche – voll ins Leere. Das ist das Eine.
Das Andere ist, dass ich meinen Bedarf voll erfüllt gesehen habe. Nicht mehr und nicht weniger. Ein voll gedeckter Bedarf, wenn er erkannt wird, macht satt. Mein Kopfkino kam aus einer Bedürftigkeit. Erfahrungen mit Zuviel und Zuwenig auf vielen Ebenen des Alltags.
Mit der Deutschen Industrie Norm bekommt man halt nicht, was wirklich zu einem passt. Das ist so. Meist wird die DIN gar nicht erkannt, weil man bereits eine Verkörperung ihrer ist.
Es macht mich auf einigen Ebenen satt und still, wenn ich etwas esse oder tue, was meinem Bedarf entspricht. Beim Essen zum Beispiel habe ich es mehrmals erlebt, dass ein In-mich-gehen etwas findet, eine ganz bestimmte Speise – muss im herkömmlichen Sinne überhaupt nicht gesund sein – die für den Rest des Tages einen Frieden in mir erzeugt. Für mich ein schönes Gefühl, sättigend, befriedet, still und ohne jede Ersatzbefriedigungsfolgen. Geil.
Ein paar Wochen nach diesem Erlebnis trafen wir uns Frauen zum Klassentreffen im kleinen Kreis.
Ich erzählte meine Bedarfs-Geschichte und Eine sagte: „ Ja, es gibt bei uns in S. einen Laden, der verkauft Zigaretten einzeln.“ Hammer!
Wir fanden das natürlich alle klasse und auch die Läden, die bereits seit einer Weile entstehen und dieses Prinzip des Stillens des individuellen Bedarfs – auch unter anderen Prämissen – bedienen.


Darf´s etwas mehr von diesen Läden und dieser Haltung geben?
Fettes JA!


Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Lotti(nurnochmanchmal)vegani

    Liebe Bedürfnisgestillte,
    hab Dank auch für die schöne Geschichte, bin ich doch eine bekennende Samen-Andreas-Schätzende und das schon von Kindesbeinen an, wir wohnten ehemals in der Töngesgasse.
    Und recht hast Du, es ist ein so schönes Gefühl, wenn genau das erfüllt werden kann, was es bedurfte.
    Am Ende scheinen meine aktuellen Kleider- und sonstigen Schränke-Bereinigungs-Aktionen auch nichts anderes zu sein, als mein Umfeld auf das zu reduzieren, dessen ich tatsächlich bedarf.
    Noch ein weiter Weg, ist aber gar nicht schlimm, macht es mir doch Spaß und große Freude, weil es eben (Stück für Stück) auch zu tatsächlicher Bedarfsbefriedigung führen wird.
    Es grüßt herzlich
    Lotti(hoffentlichbaldwiedermehr)vegani

  2. Barbara

    Liebe Lotti,
    von „nochmal“ bis „hoffentlich bald“ gibst du deiner Entwicklung namentlich Raum zur Entfaltung. Ich liebe solche Kreativismen. Gibt´s das Wort überhaupt? Egal, wir üben hier das Losgelöstsein und dafür schaffen wir eine ewig kreative Nomenklatur.
    Dein Kommentar hat mich bis zum Gabler´s Wirtschaftslexikon getrieben. Immerhin möchte ich einen sinnvollen Text schreiben.
    Um´s kurz zu machen: Es dauert noch ein bisschen. Es arbeitet noch in mir und zwar äußerst kreativ.

  3. Barbara

    Meine liebe Lotti,
    „vor vollen Tellern muss ich hier verhungern..“ ich glaube, das ist von Francois Villon, genial-verrückt rezitiert von Klaus Kinski. „ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“…wer kennt´s nicht?
    „Auf das zu reduzieren“ oder der freiwillige Verzicht, denn vielleicht ist in dir bereits etwas am Wachsen, wie mein kleiner Salbei-Setzling, das noch nicht sprechen kann, jedoch sehr gut weiß, was es braucht oder was es am Weiterwachsen hindert. Ein Zuviel von etwas was ich nicht wirklich brauche ist oft eine Behinderung und Ablenkung der Aufmerksamkeit für das was wesentlich ist.
    Apropos „Gabler´s Wirtschaftslexikon“ oder ein Philosophisches Lexikon, eine belesene, wissende Person oder an einen Mitblogger, die alle genial sind, richte ich meine Frage: Was ist der Unterschied zwischen Bedarf und Bedürfnis?

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