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Ordnung und Orientierung

Heute war ich wieder in meiner Lieblingsgärtnerei. Sonntags kaufe ich dort gelegentlich Gemüse und Obst ein. Ich mach das so gern, weil ich dann dieses befreiende Gefühl des Ungewöhnlichen habe. Schön und außerdem verfügt die Besitzern über einen guten Humor. Wichtig für mich.

Wie gesagt, heute war ich wieder dort. Natürlich kamen wir ins Gespräch und
sie sagte: „Tja, es soll ja wieder kalt werden.“
Ich: “Aber doch nur in Nordhessen, soviel ich mitbekommen habe.“
Sie zückt ihr handy.
Sie: „Jetzt gucken Sie sich das mal an. Ich gebe „Nordhessen“ ein…“
Ich schaue auf das Display und was erscheint darauf? Eine karthografische Ansicht von Hessen mit der Heraushebung des nördlich Teils und jetzt kommt´s: ALDI Süd und Nord mit geografischen Umrissen sind auch dabei.
Also, jetzt mal ganz ehrlich: Da fällt mir nichts mehr ein.
Der Kapitalismus inklusive extremen Konsumverhaltens treibt skurrile Blüten.
Irgendwann wird in den Schulen gefragt: Wo befindet sich der Norden von Deutschland?
Anstatt einer geografischen Lagebeschreibung wird dann die Antwort sein: Da wo ALDI Nord ist.
Und das wird dann auch die richtige Antwort sein, noch schlimmer.

Erschreckende Vision finde ich.

Wo fängt denn die Desorientierung an, wo verheddern wir uns in Unwichtigem und Vergänglichem?
Ich meine jetzt nicht den Inhalt des „Tibetischen Totenbuches“ sondern den gewöhnlichen Alltag…obwohl die Prinzipien wirken in allen Zusammenhängen.
Ich selber bin geografisch noch eine Niete aber ich bin lernfähig. Und Orientierung spricht mich an.
In den 90er Jahren waren wir in den USA. Große unbebaute Landflächen, ganz was anderes als Deutschland, ist nicht zu vergleichen. Was bei mir einen starken und der Orientierung helfenden Eindruck hinterließ, waren die Straßenschilder auf denen die Routen Nummern plus Himmelsrichtung angegeben waren. In Nullkommanix konnte ich mich auf der Landkarte orientieren. Ein seltenes Erlebnis für mich und eine wichtige Erfahrung.

Viele Jahre später ist mir aufgefallen, wie ich gewöhnlich Wegbeschreibungen formuliere. Darin tauchen Aussagen auf wie: Da beim „Kaufhof“ schräg gegenüber vom „Lorey“ etc.
Es tauchen keine Himmelsrichtungen auf. Gut, im Detail muss man anders beschreiben.
ABER, ein Freund, den ich mal fragte, warum er sich so gut orientieren kann, sagte:“ Mir ist das Gesamtbild der Stadt präsent, Verortung der Altstadt, Hauptverkehrsadern und deren Himmelsrichtungen und die Umgebung, in der die Stadt angesiedelt ist.“ Das ist für mich eine informative, strukturierte Perspektive. Hilfreich und entspannend. Mit Plan lebt´s sich leichter.
Eine Freundin, die als Vertreterin arbeitet, sagte: „Ich habe einen Navi aber ich verwende ihn so selten wie möglich, am liebsten überhaupt nicht, denn ich möchte wissen wo ich bin und meine Orientierungfähigkeit beibehalten und noch schulen.“
Das hält das Köpfchen fit und fördert eine innere Struktur, die äußerlich zur Beweglichkeit befähigt.
Wasser auf meinen Mühlen.

Was mache ich damit?
Der Entschluss steht fest: Stück für Stück mache ich mich wieder mit den Himmelsrichtungen und dem Stadtbild vertraut. Ich liebe Struktur, denn Fantasie habe ich mehr als genug.

Jetzt mal Hand auf´s Herz, liebes Lesewesen: Könntest du ohne Uhr Termine einhalten?


Hinweis: Bücher über Ordnung und Feng Shui sind im Kabinett „Bücher“ zu finden.
Titelbild anklicken und dann kannst du meinen Text lesen, wenn er schon da ist oder selbst einen Kommentar (das können auch Fragen sein) verfassen.

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