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Ich sehe Dich

Du sollst keine Götter neben MIR haben sagt die Schrift. Also Mami, Papi, die älteren Geschwister oder andere Personen, die, weil niemand anderer da war, als Autoritäten anerkannt worden sind. So einfach kann es sein in den Augen der Anderen als Autorität zu gelten.
Aha, das sind also keine Götter.

Die Familie ist die kleinste Zelle des Staates wusste der
Alte Fritz

Bitte sei so, dass es mir gutgeht war in meiner Kinderzeit oberstes Gebot…und ich denke bei vielen anderen Menschen war es genauso. Ich war ein braves Kind.

Oder:

„Dir soll es einmal besser gehen als mir.“

Hört sich gut an, ist aber nicht gut. Ein Mensch, der so etwas sagt, sollte eher über seine ungelebten Wünsche, Erwartungen, unerfüllten berechtigten Bedürfnisse trauern und nicht sein ungelebtes Leben über seine Kinder stülpen. Das nennt man auch Erbsünde.

Filmempfehlung: Everybody´s fine

Das Wort „Sünde“ bedeutet „Nichtwissen“ sagt Eckart Tolle.

Die Trauer ist das richtige Mittel um unerfüllte Wünsche, berechtigte, doch unerfüllte Bedürfnisse, nicht erkannte Möglichkeiten emotional und mental zu verarbeiten. Die Trauer ist eine naturgegebene Fähigkeit, die einen weichen Abschied möglich macht.
Ich persönlich weiß mehr als ich umsetze. Kein Thema. ABER ich weiß mental was besser wäre und setze mein Handeln und noch wichtiger, mein Nichthandeln in den Besserwissen – Kontext. Mein Nichttun ist ein Ausdruck einer Behinderung irgendwo in mir und das kann ich mit entspanntem, sanftem Blick anschauen und würdigen.
„Ich sehe Dich“ heißt für mich liebend sein und in dieser geistigen Wärme kann sich einiges entspannen.
Für mich sind die Begriffe Würde und Liebe eng miteinander verknüpft.

„I forced myself to have a child so that the child gives me some recognition“ sagte Gangaji

im “ River of freedom „

Das machen bis heute noch viele Eltern so. „Ich/Wir wollen ein Kind“ Was ist denn das für eine Aussage ? Ich will auch viel…
In meinen Überlegungen kam ich zu dem Schluss, dass der nächste Schritt des Erkennens eines Wunsches, immer die Frage nach dem Verzicht sein muss, damit sich der Wunsch bestmöglichst entfalten kann.
Kinder sind Menschen. Hoch komplex. Man kann sie auch abrichten. Das geht. Virtuosen sind Menschen, die sich so verfeinern, das sie ihr Mittel – der kreative Ausdruck – zum feinsten Erblühen bringen können. Sie sind die Diener ihres Mittels. Sie verfeinern sich, damit das Mittel durch sie erblühen kann.
Ich kenne keine virtuosen Eltern aber manche Eltern bekommen virtuose Kinder. Und jetzt mal Hand auf´ s Herz: Wer weiß das schon vorher, ob dieses Kind reich beseelt ist oder ob es mit einer erheblichen Beschwerung in diese Welt kommt und Eltern/Helfer braucht an seiner Seite, diese Belastung zu durchdringen. Auf jeden Fall ist jedes Wesen neu, noch nie dagewesen und darf – so meine ich – eine frische, wohltuende Umgebung erwarten.

„Sei froh, dass du keine Kinder hast, dann hast du dich dort noch nicht schuldig gemacht.“

Allerdings kenne ich eine Mutter, die sagte: „Sei froh, dass du keine Kinder hast, dann hast du dich dort noch nicht schuldig gemacht.“ Das ist ein tiefes Blicken aus meiner Sicht und dem zolle ich jeden Respekt.. Und noch eine Mutter, die mir erzählte : „Ich wusste, ich werde meine Tochter verlieren, wenn ich ihr diesen Wunsch abschlage.“ Die Tochter wollte und ist mit 18 Jahren auf dem Landweg nach Indien gereist. Sie kam von dort wohlbehalten wieder zurück.
Ich wollte auch mal schwanger werden und ein Kind haben. Heute bin ich froh darüber, dass mich kein Kind als Mutter ertragen musste.

Bis 1986 wurde der Titel „Die Mutter und ihr erstes Kind“ von Dr. Johanna Harrer

verlegt. Das Buch heißt vollständig: Adolf Hitler und dann kommt der o.g. Titel. Das ist die Ärztin, die jungen Müttern u.a. empfiehlt, Babys schreien zu lassen, wegen des Baby´s egozentrischer Eigenwilligkeit.

„Du sollst Vater und Mutter ehren!“

In dem Film „Amarcord“ von Federico Fellini antwortet ein Junge auf die priesterliche Ermahnung
„Du sollst Vater und Mutter ehren!“
“Vater, das tue ich aber sie ehren mich nicht“

„Ich sehe Dich“

ist der letzte Satz in dem Film „An seiner Seite“.
Charlotte Kler, die Ehefrau eines bekannten Dirigenten und eine Frau, die die Karriere ihres Mannes an die erste Stelle ihres Lebens setzt, erkennt, dass sie dafür keine Achtung von ihm erhält.
Ihre Tochter Viola ist im gleichen Prozess der beginnenden Selbstachtung.
Viola klagt ihre Mutter an, sie als Kind nicht beachtet und ins Internat abgeschoben zu haben.
Im letzten Gespräch des Films sagt die Mutter zu ihrer Tochter:
„Ich habe deine Verlassenheit gar nicht gespürt.
Ich glaube, ich kenne dich gar nicht, Viola. Ich möchte dich gerne kennenlernen.
Es tut mir so leid.“

Das hat mich berührt.
Nichts ist so schön und berührend wie das Erkennen der eigenen Unzulänglichkeit, der tiefere Sinn der Beichte.

Weißt Du, die begrüßen sich nicht so wie wir, so mit „Guten Tag“ oder so, sondern mit „Ich sehe Dich“.

Der Film geht weiter : Sie ist zuhause, ihr Ehemann ist in New York und sie erzählt ihm, was sie liest:
Ich kann nicht schlafen. Ich lese. Ein Buch über Afrika. Von einem Laurens von der Post….Er beschreibt in dem Buch eine seiner Reisen nach Namibia wo er ein Buschvolk besucht hat und er erlebt dort, dass die Dorfgemeinschaft einen der ihren zu Tode verurteilt. Aber sie töten ihn nicht. Sie grüßen ihn einfach nicht mehr. Und man kann sehen, wie der Verurteilte zugrunde geht und stirbt .Weißt Du, die begrüßen sich nicht so wie wir, so mit „Guten Tag“ oder so, sondern mit „Ich sehe Dich“. Sehen wir uns noch ? „

Vor vielen Jahren erlebte ich das Geschenk gesehen zu werden.
Mich sah John de Ruiter oder ich fühlte mich gesehen durch ihn. Ich dachte: „Nie wieder brauche ich im Außen eine Bestätigung für mich oder ein „Ich liebe Dich“.“ Es war, als ob ich im unendlichen Echo meines Daseins existierte.
So gesehen zu werden ist ein Geschenk und für dieses Geschenk braucht man jemanden der sehen kann.

Wäre doch schön, wenn ein Baby das zum ersten Mal hört und empfindet in diesem Leben:
„Schön, dass du da bist. Ich möchte dich kennenlernen.
Ich bin hier DICH zu sehen.“

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Cornelia

    Liebe Barbara, Danke für Deine Ausarbeitung all dieser aufgeführten Punkte. Sehr wertvoll.
    Schön Deine Gedanken zu: Ich sehe Dich.
    Es wäre schön sich immer so zu begegnen, Inne zu halten, und zunächst wirklich dem Anderen erst einmal mit einem Ich sehe Dich in diesem Augen zu schauen.
    Wollen wir in Zukunft versuchen es so zu machen?
    Liebe Grüße

    1. Barbara

      Liebe Cornelia,
      ein spannendes Thema….und danke für dein Mitmachen.
      Ich hab´s ja noch kommentiert im Blog. Das mit dem Sehen ist so ´ne Sache…Wenn ich mich selbst nicht sehe, kann ich den Anderen auch nicht sehen. Es ist eher dieses SehenHören… Hören ist für mich auch DER Seins-Sinn.
      Bin mal gespannt wie Du das siehst…

  2. Barbara

    Dieser Kommentar ist von K. Sie bat mich, ihn hier zu veröffentlichen:

    Ich sehe dich – habe ich mir auf die Fahnen geschrieben und möchte diese drei Worte in mir verankern. Mein Gegenüber sehen, bewusst wahrnehmen. Nicht die äußere Hülle, sondern die Aufmerksamkeit auf den Seelenanteil richten. Eine Sehende sein. Danke für diese Inspiration.

  3. Barbara

    Wieder ein Kommentar einer Leserin, die noch anonym bleiben will. Kann ich verstehen.
    S.-R. schrieb mir dies:

    Liebe Barbara!
    Wieviel  Wahrheit, Tiefe + Klarheit in deinen Worten steckt!!!
    I’m deeply touched to the core of my soul*
    Das tut unendlich gut. Tausend Dank dafür.*

    Ich fühle mich oft fast erstickt vom oberflächlichen falschen Mief meines Umfelds,ob Familie,Kollegen,Schüler, veraltete Ideale, anerzogene Ziele…
    Alle leben in dieser anerzogenen Irrprägung des verschleierten Wahns,der wirklich null,null null % mit dem zu tun hat worum es hier eigentlich geht!!!
    Osho sagt es geht in unserem Dasein um die Freude, die innere + äußere sich ausströmende Energie, die kleine Kinder noch in sich spüren, das Wunder in einem Grashalm, einem einzigen Regentropfen,
    des Windhauchs oder dem Rascheln der Bäume zu spüren+ es zu zelebrieren!!!
    Die Magie aller mit uns verbundenen Dinge, nicht nur unsere Mitmenschen, sondern vor allem der bombastischen Natur+ den Tieren zuzulassen, sie bewundern, schätzen, respektieren+
    schützen+ unsere Allverbundenheit von Seele zu Seele gemeinsam zu atmen*
    Die Gesellschaft erstickt sich gegenseitig.
    Was für ein unendlich sinnlos hoher Preis für den anerzogenen Zwang einfach nur „dazugehören“ zu wollen.
    Dazugehören zu was?
    Zu den scheintoten Zombies, die zwar nach außen mit Prestige +Labels glitzern aber sich wie ein Aschehäufchen in der Dunkelheit zusammenkauern, weil sie keine Basis mehr haben, kein Gefühl mehr zu ihrer Essenz?
    Sie sind verzerrt vor der Angst entlarvt zu werden, da sie im Tiefen Innern spüren, dass sie sich von ihrer nährenden Quelle selbst abgeschnitten haben +nur noch von verbrauchter hinterherwabernder aufgeblähter „Möchtegern – Energie des Dazugehörens“ vor sich hin kriechen +dahin vegetieren!!!
    Ist das unsere Bestimmung???
    Meine ganz bestimmt nicht!
    Ich habe vor einigen Jahren ein Mini – Aufwachen gehabt.
    Die ständige Frage von außen:
    „Na, hast du endlich auch einen Freund“+ der damit verbundene Jahrzehnte lange Druck wurde mir sofort genommen, als ich an die englische buddhistische Nonne 
    Tenzin Palmo dachte. Sie hat 12 Jahre in einer Höhle in Tibet meditiert +komplett isoliert gelebt.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen +in mir tat sich die Nachricht auf:
    „Es ist vollkommen o.k. keinen Freund zu haben. Du allein bist so unendlich wertvoll +schon für dich selbst genug.“
    Nicht jeder muss Kinder in diese Welt setzen, eine Familie gründen, sexuell aktiv sein oder all den anderen Zwängen der Gesellschaft gemäß leben.
    In diesem Moment ist etwas in meinem Herz aufgebrochen + ich konnte zum ersten Mal, seit meinen Teenager Tagen,(denn vorher als Kind war ja alles total da+ vollkommen klar),spüren wie sich bedingungslose Liebe, sich selbst gegenüber und eine Zeit später auch anderen Wesen gegenüber, anfühlt.
    Vollste Akzeptanz seines Selbst, mit allen Ecken, Kanten +Fehlern.
    Dieses innere Wissen hat vielleicht 20 Sekunden angedauert, hat aber mein ganzes Denken+ Fühlen in seinem tiefsten Grundmauern erschüttert+ etwas in mir erweckt was lange im Dämmerschlaf geparkt war, dort, in einer inneren Nachbarhöhlenabzweigung, meines inneren Lebensbaums, die ich total zugemauert hatte!
    Seit dem sehe ich meine Schüler nicht mehr als Kinder, denen ich was beibringen muss+ die meiner Anweisung zu gehorchen haben, sondern meine Schüler sind genau so mir Lehrmeister, weil besonders die Jüngeren, mir etwas ganz Wertvolles voraushaben:
    Sie wissen total intuitiv +aus ihrem tiefsten Sein heraus!!!
    Seit diesem Zeitpunkt kann ich mich an unendlich viele Situationen, Gefühle, Freuden +auch Leiden meiner Kindheit erinnern+ es ist noch viel mehr, denn ich kann mich in die Gefühlswelt von Kindern hineinversetzen!
    Daher mögen mich viele Kinder.
    Vor 2 Tagen haben mir allein 3 Kinder zugewunken, als ich mit dem Motorroller an ihnen vorbeigefahren bin, ohne das ich bewusst was gemacht hätte, was sie dazu aufgefordert hätte.
    Ich kannte diese Kinder alle nicht!
    Sie spüren mein inneres Kind, das fröhlich die Welt bestaunt +immer wieder neu entdeckt***
    Außerdem spüre ich seit dem immer wieder meine Allverbundenheit mit der Natur und besonders mit Tieren. Jedes Insekt, jeder Vogel ist mein Mitverbündeter, meine Seelenpartner, der auch mir wieder vieles lehren kann.
    In diesem Sinne- keep going,all is one universal spiderweb, ich denke an INDIRAS NETZ, und was etwas anstößt wirkt sich auf das gesamte Netz aus, ein Anstoß verändert die Realität des Ganzen***……..

  4. Barbara

    Liebe S.-R.,
    ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der ZEIT, ABER etwas hat mich gerockt von ihm. das war seine Kritik zu dem Film „Willkommen bei den Hartmanns“.
    Er schrieb: „Befreiend.“
    Das gleiche Wort möchte ich dir hier zukommen lassen für deinen Kommentar: BEFREIEND!!!

  5. Barbara

    Gestern rief mich eine Freundin an. Sie bezog sich auf „Ich sehe Dich“. Ungefähr sagte sie: „ Ich hab nochmal nachgedacht und es ist doch eigentlich so, das Sehen ist doch das Hören.“
    Genau! Das hatte ich auch gedacht, als ich den Beitrag fertig hatte.
    Jetzt nach ihrem Anruf, geht mir ganz viel dazu durch meinen Kopf.
    Die tätige Form des Sehens ist das Hören ist mir heute klargeworden.
    Ich erinnere ein Gespräch mit einer lieben Bekannten. Sie sagte : „ Ich höre Dich…“ als ich noch in meinem Wort-Dschungel die entsprechenden Begriffe am Auffinden war für das was ich ausdrücken wollte. Sie erschien mir in diesem Moment so offen, so weit, das augenblicklich eine tiefe Entspannung, ein Vertrauen in mir entstand. Dieses Empfinden gehört zu werden war in diesem Augenblick viel stärker als mein Wunsch mich auszudrücken.
    „ Ich höre Dich“ ist keine Formel, dass muss schon aus dem echten Raum kommen.
    Also: „Ich höre dich“ zu sagen und dabei Autofahren, Küche aufräumen, Emails beantworten oder Kartoffel schälen geht nicht.
    Mit einem Freund kann ich das: Kommunizieren. Der spürt genau am Telefon, ob ich dabei bin oder nicht. Er sagt Immer: „ Wir sprechen nicht, wir kommunizieren.“ Am Anfang hatte ich das gar nicht kapiert aber jetzt weiß ich, was er meint.
    Da gibt es nicht so viele Menschen, die kommunizieren können. Aber vielleicht gibt’s jetzt ein paar Menschen mehr, die das hier lesen und sich zu Herzen nehmen.
    Viele Bekanntschaften HABEN oder oft abgelenkt sein ersetzt nicht Kommunizieren.
    Bildlich gesprochen ist Kommunizieren für mich die Delikatesse für Feinschmecker.
    Die Delikatesse braucht den Feinschmecker und umgekehrt.
    Oder siehst du das anders ?
    Ach und noch etwas : Alle echten Satsang-Lehrer sind geborene Ganzkörper-Ohren, Hörer…die hören sogar sich selbst und noch viel mehr…

    Ei Guude, wie ?

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