„Man kann auch verhungern an dem was man hat.“
Dieser Gedanke entsprang nach einem Gespräch mit einer Freundin neulich.
– Vor vollen Tellern muss ich – geistig – verhungern…frei nach Francois Villon
Wir unterhielten uns über das Reisen in andere Länder und wie jetzt unser Gewissen geprüft wird, ob wir einen Verzicht üben können um frei zu werden oder zu bleiben.
In dem Film „ Des Teufels General“ geht es ja genau um dieses Thema.
Sie hatte schon Jahre in England und Frankreich gelebt und reist auch sehr gerne innerhalb Deutschlands und auch ins Ausland. Sie möchte sich nicht impfen lassen. Ich möchte das übrigens auch nicht.
Viele Menschen reisen nicht, sie flüchten eher.
Nichts geht über eine differenziertere und verfeinerte Beobachtungsgabe, denn nichts ist so wie es scheint.
Ich erzählte ihr von meiner ersten Reise nach Indien. Nach Goa. Das war ein Riesending für mich. Ein wichtiger Gefährte damals kommentierte dies so: „Du bist eine unbewusste Heldin“.
Das stimmte. Geleitet von einem starken Drang meine Gewohnheiten zu verlassen überwand oder durchlebte ich viele Ängste und großen Stress. Noch nie alleine in Europa gereist und jetzt plötzlich Indien. Ein Riesenschritt. Ganz blauäugig war ich nicht: Goa ist nicht Indien, Freunde waren bereits dort gewesen, die Inder sprechen genauso schlecht Englisch wie ich und Inder sind in der Regel kleinwüchsig und zierlich und ich bin eine große Frau, also wehrhaft.
Beurlaubung vom Arbeitsplatz, Untervermietung der Wohnung und immer im Hintergrund der Gedanke: Was mache ich hier eigentlich und mute ich mir zu viel zu ?
Von überall her bekam ich grünes Licht und Hilfe. Ein gutes Zeichen.
Meine Freundin sagte wehmütig : „Oh, in Indien war ich noch nicht…“
Was ich ihr nicht sagte, weil es mir später einfiel, war: Den schönsten Moment dieser Reise, der sich eingebrannt hat in mir, empfand ich beim Einsteigen ins Flugzeug im Frankfurter Flughafen. Mein Körper war in Ekstase. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so frei gefühlt, so lebendig, so geerdet wie in diesem Moment. Bis heute ist dieser Augenblick ganz präsent in mir.
Das Unbewusste hatte mich geleitet diese Reise zu tun und führte mich in meine Schatten und in meine Stärken hinein, die ich nie gesehen hätte, wäre ich meinem Drang nicht gefolgt.
Ein Geschenk.
Ein Gedanke leitete mich stets in den Vorbereitungen und durch meine Ängste hindurch : „Lieber sterbe ich auf dem Weg als das ich hier verwese.“ Das war mir immer ganz klar.
Das Leben in mir hatte gesiegt. Wie schön.
Das verstehe ich unter Reisen.
Was Du damals erlebtest kann ich gut nachempfinden.
Das Besteigen des Flugzeuges, hoch in den Himmel. Frei sein. Sich selber leben! Grandios! Leider werde ich , sobald es möglich ist, wieder ins Flugzeug steigen, nur um diese Freiheit zu erleben!
Komme morgen nach Hause! Dann bald ans Telefon.
Viele liebe Grüße aus der herrlichen Insel.
Umarmung, CoCo.
Liebe Cornelia,
danke für deinen Kommentar.
Die Freiheit, die ich meine, hat nichts mit dem Fliegen zu tun. Es hat mehr mit einem tieferen Wissen in mir zu tun, dass in meinem Alltagsbewusstsein gelegentlich auftaucht und dort ausgelebt werden will. Daher kommt dann auch die Aufregung, Angst oder das Nicht-Wissen-Wollen.
„ Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf “ drückt es sehr gut aus. Wenn Natur auf Kultur stößt, gibt’s immer einen Konflikt….so in dem Stile…