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So läuft´s…8.März 2022

eben war ich in einem Geschäft, in dem grammgenau und unverpackt Lebensmittel verkauft werden. Beim Abkassieren bedachte mich die aufgeschlossen wirkende junge Frau hinter der Kasse mit einem: „ …und noch einen schönen Frauentag.“

„Mensch, heute ist ja Weltfrauentag“

entfleuchte es mir.


Da muss ich was schreiben.

Vor ein paar Tagen habe ich das Tagebuch von Marianne Grabrucker „Typisch Mädchen“, erschienen zum ersten Mal 1985 im S. Fischer Verlag, als gelesen abgelegt.

Die Autorin ist von Beruf Juristin und sie hat sich entschlossen, die ersten 3 Jahre bei ihrer Tochter zuhause zu bleiben. Sie möchte ihr Kind frei von weiblichen Rollenklischees aufwachsen lassen. Dafür dokumentiert sie in einem Tagebuch, sozusagen als Kontrolle, den Alltag, den sie mit ihr erlebt.
Ehrlich sich selbst gegenüber und mit sensiblem als auch geschärftem Blick und Lauschen für die sonst so unauffälligen und nett daher kommenden Bestätigungen der eingehaltenen Rollenklischees beschreibt sie ihren Alltag als Mutter ihrer Tochter.

Durch die Lektüre dieses Buches sind in mir verdrängte Erinnerungen hochgestiegen. Der Inhalt hallte in mich hinein und stieß auf ein solides Echo.
Das ist ja das Schöne am Lesen fundierter Inhalte, dass sie wie eine Erlaubnis im lesenden Menschen wirken. Das Geahnte oder Nichtwahrhabenwollende im Lesewesen wird bestätigt.

Entwicklung dauert…länger als gedacht


Jetzt kann man/frau ja sagen: „Tja, das Buch ist vor 37 Jahren erschienen, da hat sich einiges verändert.“
Da kann ich nur schreiben auch aus eigener Erfahrung: Entwicklung dauert…länger als gedacht

Synchronizität oder „magischer Moment“ ?

Einen magischen Moment bescherte mir folgende Stelle aus dem Buch:
„…Ist es nicht wie bei den gemischtgeschlechtlichen Gesprächen, in denen ein Gedanke, die Idee einer Frau nicht gehört wird, bis sie von einem Mann nochmals aufgegriffen wird und, von ihm vorgetragen, dann allseits Aufmerksamkeit findet?“
Ich las diese Stelle kurz nachdem ich in einem Gesprächskreis von Männern und Frauen genau diese Erfahrung gemacht hatte. Ich fühlte mich schmerzhaft übergangen und ignoriert. Das hat mir spürbar gezeigt, wie schmerzhaft und folgenreich eine würdelose und ignorante Haltung Menschen gegenüber sein kann und auch mehrheitlich ist.
Ignoranz ist eine Form von Gewalt. Jedes Rollenklischee beinhaltet Ignoranz bezüglich der komplexen Ganzheit des Menschen. Ob wir den Schmerz des Nichtgesehenwerdens mitbekommen oder nicht, sie hinterlässt in jedem Fall Spuren der Zerstörung.
Mich wundert nicht der Zustand der Welt.

Ich empfehle diese Lektüre für alle Frauen. Sie ist kurzweilig zu lesen und sensibilisiert mühelos leicht stumpf gewordene Sinne.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Burkhard Schneider

    Barbara, du kannst dich so toll ausdrücken. Deine Sprache ist wie Musik in meinen Ohren. Schmerzlich vermisst in dieser Zeit.

    1. Barbara

      Danke, Burkhard. Deine Anerkennung wirkt wohltuend und ermutigend auf mich. Schreiben ist Handwerk und dauert und manchmal bis oft möchte ich am liebsten den Text gleich fix und fertig in den Blog beamen. Geht aber nicht. Gott sei Dank ist das so, denn ich habe eine Süchtel-Tendenz in dieser Sucht-Gesellschaft und möchte gern ganz schnell das Ergebnis haben. Also muss ich eine Antisuchthaltung einnehmen. Man könnte sagen: Therapie durch Dranbleiben. Das Schreiben ist magisch für mich, denn es führt mich in den präzisen Ausdruck. Und genau das modelt meinen Verstand und führt diesen wieder zu mir, zu meinem natürlicheren Selbst-Ausdruck zurück… so in dem Stil. Kein Wunder, dass Psychotherapeuten Schreiben als Therapie empfehlen. Es ist wirklich heilend. Müsst ich mal was schreiben drüber….und die, die das dann lesen, die sollen dann auch schreiben…so Hin und Herschreiben…ach, das wär´ so schön….

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