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In die Stille gehen

Zum Verständnis: Alle Bücher von Aivanhov sind mitgeschriebene Protokolle aus seinen Vorträgen.

Die Bücher von ihm sollten alle Tageszeitungen ersetzen, wegen des Gesamtüberblicks unseres Lebenskontextes. Das ist für mich grundlegende Information, in der sich ständig abwechselnde Befindlichkeiten in einem großen Kontext einordnen lassen.

Die Kapitelüberschriften in diesem Büchlein lauten:
Harmonie, Voraussetzung für die innere Stille
Einige Methoden
Im Heiligtum der Natur
Die Stimme der Stille
Die wahre Stille: Eine Leere, die eine Fülle ist

Aivanhov spricht über den Lärm in den Städten, über Radio und Musik( die oft nur Krach ist) und natürlich über die innere Stille und was uns hindert diese Stille herzustellen.
Zitat:
„Ihr folgt einer spirituellen Lehre, weil ihr die wesentlichen Dinge lernen wollt, denn sonst lohnt es sich nicht. Und eines der wesentlichen Dinge ist eben genau das, die innere Stille zu verwirklichen, alle uneinigen Stimmen, die sich im Inneren erheben, Gedanken zum Schweigen zu bringen, die ganzen Diskussionen, Widerstände und Kämpfe, die durch chaotische Gefühle, Gedanken und Wünsche ausgelöst worden sind.
Um diesem Lärm zu entgehen, müsst ihr euch bemühen, nicht mehr an der Oberfläche der Dinge zu leben, wo ihr der Unruhe und den Störungen, die dort auftreten, ausgesetzt seid, sondern ihr müsst euch von den Sorgen und unbedeutenden Anliegen lösen und vor allem die Art eurer Bedürfnisse ändern.“
Ja, die Art der Bedürfnisse ändern, halte ich für wesentlich.
Es gibt ein Video hierzu, dass mein Verständnis für Werte und Bedarf enorm vertiefte. Es ist ein Interview mit Andrea und Veit Lindau. Sie beschreibt darin, wie sie zu ihren Werten fand in einer Situation, in der sie alles hätte verlieren können, wäre sie ihren Werten nicht treu geblieben.
Ich kann´s nur empfehlen es sich anzuschauen.

Übrigens: Alle bedeutenden Menschen gehen in die Stille. Die Stille ist die Basis für Wesentliches.

Dieses Buch führt hinter die Vorurteile über die Stille, gibt Inspirationen und ganz konkrete Anweisungen – keine Befehle – wie man sich Stück für Stück der Stille annähern kann.

Ich halte es für eine gute Methode, spezielle Angewohnheiten für eine bestimmte Zeit zu überhöhen, damit die Wirkung auf uns klarer wird. Denn: Die Dosis macht das Gift.
Das gilt für´s Rauchen, Alkoholkonsum, Schlaffsein, Zuckerkonsum etc.
Was hat das mit dem Thema „Stille“ zu tun ?
Eine Bekannte und ich beschlossen, einen Spaziergang durch die Stadt zu machen.
Vom Westen in den Süden. Auch als wir keine Hauptverkehrsadern gekreuzt hatten, waren wir ständig dem Lärm ausgesetzt.
Nach diesem Spaziergang waren wir beide so erschöpft von dem Lärm, dass sich jede von uns erst einmal einen Tag erholen musste. Ich brauchte zwei Tage, um dieses durch den Lärm erzeugte, Gefühl der Zersplitterung in mir auszubalancieren.
Ich fühle mich von Stille sehr angezogen, weil Unruhe und Zappelei für mich äußerst unangenehm sind. Und noch etwas: Unruhe ist unsexy und ineffektiv.

Anfang der 2000er führte mich große Sehnsucht nach Stille in einen 10-tägigen Vipassana–Retreat in Triebel im Bayrischen Wald.
Kein Blickkontakt mit den anderen Teilnehmern, keine irgendwie stimulierenden Zutaten im Essen und Trinken, keine spirituellen Körperpraktiken und vor Allem: Schweigen.
Morgens um vier Uhr begann das reglose Sitzen.Wahrnehmen der körperlichen Sensationen ohne darauf zu reagieren. Ich sag´s euch Freunde, das ist nicht ohne.
Abends Unterweisungen vom Band mit S.N. Goenka, dem Entdecker dieses Weges.
Am dritten Tag hatte ich das Gefühl, dass ich bald verrückt werde über dieses ständige Plappern meines Verstandes. Head banging konnte ich zum ersten Mal nachvollziehen.
Am Morgen des vierten Tages meinte ich meine Darmzotten zu spüren. Ob es dieser Teil meines Körpers war, weiß ich nicht, ABER, dass ich ein Organ spürte, ohne Schmerz, sondern sein Leben, das steht außer Frage.
Ein unbeschreibliches Erlebnis. So eine wache, feine, intensive Aufmerksamkeit habe ich noch nie in meinem Leben erlebt.
Die Stille ist nicht nur still sondern auch weit. Auch das beschreibt Aivanhov in seinem Buch.

Nach dem Retreat hörte ich mit dem Rauchen auf. Ganz ohne Probleme, ich verlor sogar Körpergewicht.
Also, innere Stille ist wie ein Kurort, ist Handlungsfreiheit, ist ein Ort, an dem das Abenteuer Leben erst beginnen kann. So sehe ich es.
Stille ist für mich die Quelle von Aufrichtigkeit, Freiheit,Unabhängigkeit, Kreativität, Ordnung, Gesundheit und echter menschlicher Begegnung, echter Freundschaft.
Die ganze Kraft sitzt in der Erfahrung der Stille, denn Stille ist ein Ausdruck von Unendlichkeit.
Sie ist ein spannungsfreier Raum, in dem sich tabu-befreite Inhalte, Emotionen, Gefühle, Impulse adäquat bewegen und zeigen können. Sie schenkt uns eine Möglichkeit aus unseren Rollen herauszutreten und in eine menschliche Vielfalt hineinzubefreien.
Wer sich im Innen nicht sieht, verausgabt sich unnötiger Weise im Außen.
Je mehr erlebtes Innenleben, desto mehr Echo in der menschlichen Membran, die weitreichender ist, als leere Lautstärke.

Meine Leseempfehlung:
Es sind 37 Seiten, einfach und lebendig geschrieben.
Ich würde es in einer Zeit lesen, in der die Möglichkeit des Stillseins sich ganz natürlich einstellt. Am Wochenende, abends oder morgens gemütlich im Bett. Vor oder nach dem erholsamen, entspannten Schlafzustand. Das ist ein besonderer Zustand, in dem sich Inhalte leichter einweben können.

Ich besitze alle Bände der Reihe Broschüren dieses Autoren aus dem Prosveta Verlag und bin froh, dass ich immer wieder hineinschauen kann.

Omraam Mikhael Aivanhov
In die Stille gehen
Broschur
37 Seiten
4,00 €

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